Zwei Stimmen kämpfen: Der Prof tönt im Hörsaal – das Kind schreit im Hinterkopf. Das ist Sarahs Alltag als Mutter und Studentin. Nur eine Hand voll junger Menschen wie sie wagen diesen Spagat. In solchen Momenten erinnert sich Sarah daran, warum es ihr das wert ist…
Ein Beitrag von Selma Badawi, Miriam Olszok, Sebastian Bastin
Sarah ist Studentin uns top organisiert. Wenn sie morgens ihre Wohnung verlässt, ist ihr Tag komplett durchgeplant. Beim Radfahren trägt sie immer einen Helm und außer Haus ist sie ständig erreichbar – und das nicht ohne Grund. Denn es gibt da ihre Tochter Malina. Als sie vor zweieinhalb Jahren auf die Welt kam wurde Sarahs Leben völlig anders. Als Mutter denkt und plant sie nun für zwei und macht nebenher ihren Master. Viele Abstriche, wenig Freizeit – Für Sarah nichts gegen das, was Malina ihr gibt:
Sarah: Am Schönsten ist es für mich, wenn ich nach einem langen, stressigen Uni-Tag nach Hause komme, dass die Kleine mich total entschleunigt. Dass sie mir zeigt, wie man sich an kleinen Dingen freuen kann und mir wieder bewusst macht, was das Leben eigentlich bedeutet.
Sarah wollte jung Mutter werden. Sie nimmt den Stress in Kauf und beschwert sich nicht über den straffen Zeitplan. Nachdem Malina startklar ist und zur Tagesmutter gebracht wurde, muss Sarah gleich weiter. Sie studiert Geographie an der Uni Heidelberg und ist für eine Gruppenarbeit verabredet. Fragt man sie in der Uni, was sie abends vorhat, denkt sie zuerst an ihr Kind. Aber die 26-Jährige ist nicht allein. Familie und Freunde helfen.
Sarah: Meine Familie ist immer für mich da, um mich zu unterstützen, ich wohne ja bei meiner Mutter im Haus. Außerdem hat ihr Vater total viel Zeit. Es sind eigentlich alle Leute drum herum, die es möglich machen. Also allein würde ich es auf keinen Fall schaffen.
Etwa fünf Prozent der Heidelberger Studierenden haben Kinder – eine eher unsichtbare Gruppe. Wer nicht dazu gehört, kann sich kaum vorstellen, wie anstrengend der Alltag als Mutter und Studentin ist. Ob unbeteiligt, selbst betroffen oder beruflich involviert – viele sehen Studieren mit Kind optimistisch.
Stephan: Studieren mit Kind ist eine viel geringere Herausforderung als viele Studierende denken. Es macht großen Spaß und ist gut mit dem Uni-Alltag vereinbar.
Linda: Also ich denke schon, dass es geht, wenn man wirklich will. Aber man braucht ja dann auch noch einen Job, weil man irgendwie Geld verdienen muss.
Evelyne Kuttikattu: Studieren mit Kind ist eine Herausforderung, die man meistern kann. Wir als Gleichstellungsbüro stehen den Studierenden zur Seite bei allen Fragen rund ums Thema.
Die Uni Heidelberg unterstützt Sarah, indem sie sie länger studieren lässt. Ein Teilzeitmodell – praktisch für Eltern, die ihr Studium trotz Kind nicht unterbrechen wollen. Bei Sarah heißt das: Nach einem stressigen Uni-Tag wieder für Malina da sein. Und wenn ihre Tochter im Bett ist, geht’s an die Hausarbeit. Studieren mit Kind ist schwierig. Damit es läuft, müssen viele Leute mithelfen. Sarah muss andere Prioritäten setzen als die meisten Studierenden. Trotzdem ist sie mit ihrem Leben zufrieden.